Wie unser Lenard das Licht der Welt erblickte
Es ist die Nacht von Mittwoch auf Donnerstag (09.06.10) um 1:00 Uhr werde ich wach und kaum möchte ich auf Toilette gehen tröpfelt es auch schon los. Zuerst dachte ich ja noch an extreme Schwangerschaftsinkontinenz, aber sobald ich stand platschte es und es war definitiv Fruchtwasser. Bin dann nochmal schnell zur Toilette, habe den werdenden Papa geweckt, der hat zwischenzeitlich das Bett soweit vorbereitet, dass dort Kissen und Handtücher lagen um das Becken hoch zu lagern, weil Lenard ja noch nicht richtig im Becken saß. Kurz nachdem meine Mutter ankam kam der Krankenwagen und brachte uns ins Krankenhaus. Dort wurde ich dann erst einmal untersucht und es wurde CTG geschrieben. Mehr ist in dieser Nacht auch nicht mehr passiert.
Am nächsten Morgen ging es mit CTG schreiben weiter, dann wurde ich wieder untersucht, ob ich denn wieder aufstehen dürfte und ja das durfte, der Kopf ist soweit reingerutscht, dass er das Nötigste abgedichtet hat. Nachmittags wurde dann die Einleitung besprochen und ich bekam eine Tablette vor den Muttermund gelegt, damit dieser weich wird und der Gebärmutterhals sich fleissig verkürzen kann. Neben mehreren CTG´s passierte an diesem Tage nichts mehr und ich hatte die Warterei allmählich satt.
Es ist Freitag. Einer der Oberärzte untersuchte mich und ich fragte wegen eines Kaiserschnittes und er erklärte mir, dass derzeit alles so abläuft wie es die Natur vorgesehen hat um ein Baby natürlich zu entbinden. Ok, dachte ich mir, dann warten wir nochmal ab und ich bekam erneut eine Tablette vor den Muttermund gelegt mit der Aussage, dass nachmittags die Einleitung mit dem Wehentropf fortgeführt wird. Ahnungslos ging ich mittags zum CTG und als das fertig war wurde ich in den Kreißsaal geführt und an den Tropf drangehängt. Die Dosis wurde langsam gesteigert und unter leichten Wehen begann der Muttermund sich weiter zu öffnen. Morgen war er noch gute 2 cm offen, dann schon 3-4 cm. Irgendwann hatte ich jede Minute stärkere Wehen so, dass die Dosis wieder heruntergesetzt wurde und ich wurde nach der PDA gefragt, die ich dankend annahm. Dann kam der Anästhesist und setzte die PDA. Dann war erst einmal lange Zeit alles ruhig. Wehen spürte ich keine mehr und ich war müde und schlief immer wieder ein. Ich glaube es war so gegen 20:30 Uhr als die Hebamme wieder reinschaute und den Wehentropf wieder anmachte. Die Dosis wurde zwar höher angefangen, aber auch wieder langsam gesteigert. Sie erklärte, dass durch die PDA quasi alles wieder zum Erliegen gekommen ist und ich wurde immer ungeduldiger. Irgendwann merkte ich wieder leichte Schmerzen und ich bekam eine neue PDA-Ladung. Zwischenzeitlich sind die Herztöne vom Kleinen 2-mal komplett verschwunden und die Hebamme hatte keine Erklärung dafür, so dass Papa und ich sehr nervös wurden und am liebsten sofort in den OP geschoben worden wären. Papa ging es dadurch so schlecht, dass er meine Mama anrief das sie doch bitte kommen solle, er würde es nicht mehr packen. So war sie gegen 21:40 Uhr da.
Und ab dann ging es alles eigentlich recht zügig. Der Wehentropf stand mittlerweile auf 90 und ich merkte einen unangenehmen Druck im Unterleib, halt so wie man Verstopfung hat. Dann wurde alles hektisch. Lenard hatte ja schon eine Sonde an Kopf über der die Herztöne abgeleitet wurden, da sagte mir die Ärztin sie müsse von seinem Kopf Blut abnehmen und zu sehen, ob die Geburt zu stressig für das Baby sei, doch dann ging alles schnell. Ich selbst bekam gar nichts mehr mit, war nur mit den Wehen beschäftigt und die Hebamme erklärte mir, wann ich wie atmen und pressen soll. Aus Erzählungen erfuhr, dass eine 2.Hebamme schon vor Ort war um das Notfallteam zu bestellen, weil es nicht gut um den Kleinen stand. Aber dann einige Wehen später und nach dem „Beine vor und zurückbeugen“ (wie beim Fahrrad fahren) trat das Köpfchen durch und der Rest rutschte nur so nach.
Es war die Lösung für einen langen Kampf von beiden Seiten. Aber es ist wirklich so, dass man alles sofort vergisst sobald das Baby da ist.
Das erste erlösende Krächzen, dann wurde Lenard´s Lunge abgesaugt und dann hat er geschrien. Dann bekam ich ihn auf die Brust gelegt und mein ganzer Körper hat gezittert. Papa hat die Nabelschnur durchtrennt. Die Nachgeburt war auch schnell draußen.
Nach einiger Zeit des Kuschelns wurde der Kleine gewogen und vermessen und die Ärztin hat ihn sich nochmal angeschaut. Die Hebamme untersuchte die Nachgeburt und erklärte meiner Mutter, dass wir ganz großes Glück hatten. Wäre die Fruchtblase an einer anderen Stelle gerissen, wäre die Nabelschnur in Mitleidenschaft gezogen worden und unser Sohnemann wäre gestorben. Ich kann leider nicht genau erklären, was da nicht stimmte, aber es ist wohl so gewesen, dass die Nabelschnur nicht richtig bzw. an falscher Stelle an der Plazenta war und irgendwie über die Fruchtblase lief und wäre diese halt dort gerissen, wäre die Nabelschnur mit weggewesen.
Daran wollen wir aber gar nicht denken. Lenard ist auf der Welt, er ist soweit gesund und so wunderschön….